Aus dem Sanella-Album Australien Neuseeland

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"Feine Leute!" sagt Klaus und grinst. Der Keksmann sieht ihn etwas mißtrauisch an. "Und da drüben, der Felsen, das ist der Govers Leap", erklärt er weiter und deutet mit der Hand auf eine steil abstürzende Felswand. "Gover war einer der gefürchtetsten Buschräuber der Blauen Berge. Überall tauchte er auf, überfiel Goldtransporte und reisende Viehzüchter. Aber wenn die Polizei zuschlagen wollte, war er verschwunden. Hier drüben, bei dem Felsen, den ihr da sehen könnt, wurde er schließlich von einer Übermacht gestellt. Als er keinen Ausweg mehr sah, gab er seinem Pferd einen freundschaftlichen Schlag auf den Nacken und sprengte in den Abgrund. Pferd und Reiter wurden zerschmettert. "Hier scheint überall der Geist der alten Buschräuber zu spuken. Als wir eine steile, kurvenreiche Abfahrt hinunterrollen und ein Schild lesen "Zu den Jenolan Caves", meint unser Begleiter: "Die Jenolan=Höhlen müßt ihr euch ansehen. Es sind riesige Tropfsteingrotten, eine schöner als die andere. Sie wurden durch einige entlaufene Sträflinge entdeckt, die hier ihr Hauptquartier einrichteten. Jahrelang, jahrzehntelang konnte man sie nicht erwischen. Immer, wenn die Polizei glaubte, die Banditen gestellt zu haben, waren sie wie vom Erdboden verschluckt.

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Aber so sehr man auch suchte - den Eingang zur Höhle fand man nicht. Erst als man bei einer Verfolgung einen Hund in den Felsspalten verschwinden sah, kam man den Buschräubern auf die Spur. Um sich nicht auf einen Kampf im Labyrinth der Grotten einzulassen, versuchte man die Bande auszuräuchern. Der Rauch stach den Räubern zwar in die Nase. Aber sie kannten einen zweiten Ausgang, durch den sie mitsamt ihren Schätzen entkamen." Die Höhlen sind wirklich schön! Trotzdem ist mir nicht ganz geheuer, als wir durch die langen Gänge tief unter der Erde klettern und steigen. Unter unseren Füßen hören wir - ohne es zu sehen - Wasser rauschen, unterirdische Ströme, die bis heute noch kein Mensch erforschte. Eigentlich bin ich recht froh, als wir nach einigen Stunden wieder das Tageslicht erblicken und blinzelnd die Augen zukneifen. Über Canberra geht es zum Mount Kosciusko. Mit seinen 2234 Metern ist er der höchste Berg Australiens. Hier oben ist es empfindlich kalt. Aber das tollste: Es liegt Schnee, richtiger weißer Schnee! Vor ein paar Wochen konnten wir es am Barriereriff vor Hitze nicht aushalten, heute machen wir eine zünftige Schneeballschlacht mit einigen Amerikanern, die hier oben schilaufen. Einige Tage später sind wir wieder im dichten Wald. Seltsame Bäume gibt es hier unten. Sie sehen aus wie Farnkraut, aber sie haben einen Stamm und sind acht und zehn Meter hoch. Es sind Baumfarne, von denen es in Neusüdwales und Victoria viele verschiedene Arten gibt. Als wir am Nachmittag einigen Holzfällern zuschauen und zehn Meter vor uns die Krone eines mächtigen Eukalyptus niederkracht, da rollt ein kleines wolliges Knäuel vor unsere Füße. Es ist ein junger Koala, ein Beutelbär, der wie ein richtiger Teddy aussieht.

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